Johannes Brömmel
Gisela-Gymnasium, München/Germany (1999) on 2018-01-10

Der Schlusssatz ist sehr gut gewählt, finde ich. Ich stimme zu und würde höchstens hinzufügen, dass die einzige Person, vor der man sich über sein Seinrechtfertigen muss, man selbst ist. Das ist aber auch sehr philosophisch.
Eine Frage, bei der man erklären muss, warum man aus einem bestimmten Land kommt, ist eine, die ich bis jetzt eher selten bekommen habe. Ich denke, dass eher gefragt wird, woher man kommt, und vielleicht folgt dann die Frage, woher die Eltern stammen, was vielleicht der Frage, warum man aus einem Land herkommt, näher wäre. In dieser Reihenfolge fände ich die Frage(n) nicht sonderlich diskriminierend, oder was meinst du?
Mit freundlichen Grüßen aus Deutschland!
Johannes

Die Flüchtlingsmauer
by Post Transfer Liceo Sesto Properzio, Assisi/Italy on 2017-04-11



The comment "The Refugees Wall" was sent to trait d´union in November 2015. It was created by Alina R., Caroline D., Vanessa C. and Virginia N. from the Liceo Sesto Properzio di Assisi (Italy) within the framework of the German lessons, held by Mrs Rosella Baldelli.

Abstract: "There was a wall between them and us. Only a wall." Behind it the refugees are protesting. When they fled their countries they had only one certitude: to have the right of asylum. The European states however, don´t practice this human right any longer. Some refugees fight for this right, others try to explain, why they had to flee and now need help. But nobody has to justify himself for being in great distress. A lot of people in Italy think that the building of walls is necessary, because they are unsettled by the differentness of the migrants. Sure, integration is difficult, but it is possible. Even having come from other continents, we don´t need to exculpate ourselves for being here though being different. We don´t need to explain that we ARE!


Eine Mauer war zwischen ihnen und uns. Nur eine Mauer. Die Flüchtlinge protestieren hinter der Mauer: Sie wollen etwas, das ihr Recht wäre: das Asylrecht. Die europäischen Staaten dürfen es ihnen nicht verweigern, denn als sie von ihren Staaten geflüchtet sind, hatten sie nur eine Sicherheit: dass sie ein Recht auf Asyl haben. Ja, hatten! Denn Europa hat die Regelung verändert: An einen Tag hatten sie dieses Recht und am anderen war es verschwunden. Aber sie sind noch dort, und sie kämpfen für dieses Recht. Eine Menge schämte sich um Hilfe zu bitten. Diese Leute entschuldigen sich dafür und sie sagen uns, warum sie geflüchtet sind oder warum sie nach Gastfreundlichkeit fragen. Sie wollen erklären – als ob man sich für ein Recht rechtfertigen müsste! 

Wir sollten uns erinnern: Flüchtlinge nicht aufzunehmen ist Verweigerung eines Menschenrechts. Der Empfang in einem neuen Gastland ist ein RECHT FÜR ALLE (auch für uns!). Sie aufzunehmen ist eine Pflicht für uns, denn das Asylrecht ist ein weltweit gültiges Recht. 

Warum wollen wir eine Mauer bauen? Der „Andere” erzeugt immer Angst, weil es schwer ist, andere Realitäten zu verstehen. Zuwanderung erregt Aufsehen, weil die Menschen Angst haben vor dem Verlust ihrer Balance und der Kontrolle über die Situation. Die Zuwanderer flüchten aus ihrem Land, um ein Gastland zu erreichen. Wir sehen sie in großen italienischen Städten, aber auch in kleinen Dörfern. In Rivotorto bei Assisi gibt es eine Gruppe von Zuwanderern, die bei der Reinigung des Dorfes helfen. Es gibt kein Problem mit der Reinigung, aber nicht alle akzeptieren, dass sie in ein Café gehen. Die beleidigenden Blicke sind wie eine Anklage. 

Auf jeden Fall kann die Mauer vernichtet werden. Als dunkelfarbige Teenagerin, Tochter eines senegalischen Vaters und einer italienischen Mutter, kann ich es laut sagen: Die Integration ist nicht einfach, aber möglich. Viele andere Teenager haben Angst davor, ihre Nationalität zu erklären. Ich bin stolz darauf, eine europäische Bürgerin zu sein. Als man mich fragte, warum mein Vater nach Italien gekommen war, fühlte ich mich verpflichtet zu sagen, dass er für sein Studium nach Italien gekommen ist. In letzter Zeit habe ich darüber viel nachgedacht: Mein Vater soll sich nicht erklären. In Europa ist eine europäische Karte: Jemand kann nach Europa reisen. Es trifft mich, wenn man mich oder meinen Vater fragt, warum wir so gut Italienisch sprechen können. 

Man braucht nicht erklären, warum sie/er Italiener, Senegalese, Engländer oder Franzose… ist. Man muss nicht erklären, warum man IST. Meint ihr nicht auch?