Integration in Deutschland
by Zoe Kucknat (2002) Gisela-Gymnasium, München/Germany on 2018-11-28
Eine Reportage von Felix Höller, Zoe Kucknat, Leona Brenke und Luisa Schaardt (von links nach rechts)
Im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts zum Thema Flucht und Heimat der Interkulturellen Jugendzeitung trait d´union und des Oberstufenensembles des k25-Theaters wurden verschiedene Passanten befragt. Dabei hat fast die Hälfte das Interview abgelehnt, als sie das Thema des Projekts erfahren hatten, da sie sich nicht dazu äußern wollten.
Am Tag darauf wurden auch Experten aus dem Themengebiet eingeladen, um Interviews zu führen. Wir haben diverse Fragen zum Thema Integration vorbereitet und diese den Befragten gestellt. Es wurden sowohl Deutsche als auch Bürger anderer Nationen in verschiedenen Altersgruppen befragt.
Auf unsere Frage, womit die Probleme der Integration zusammenhingen, kritisierten einige die Politik, da Deutschland unvorbereitet gewesen sei und dies dazu führe, dass es keine konkreten Lösungen für das Problem gäbe.
„Die Flüchtlinge bekommen zu wenig Unterstützung, um in unserem Land anzukommen.“
Verbesserungsvorschläge waren, unter anderem, das Hören auf die jungen Generationen, das Hineinversetzen in die Lage der Flüchtlinge und Eigenaktivität in der Politik.
Viele der Befragten meinten, dass es genug, sogar fast zu viele Informationen gäbe, um sich richtig mit dem Thema auseinandersetzen zu können und dass auch die Medienbeeinflussung eine Rolle spiele.
Interview mit der Psychotherapeutin Gisela Framhein
„Integration, ich mag das Wort gar nicht! Zugehörigkeit wäre mir lieber“, sagt Psychotherapeutin Gisela Framhein als wir sie auf das Thema Probleme der Integration in Deutschland ansprechen.
Ihre Aufgabe als Psychotherapeutin bei Refugio ist seit 17 Jahren, traumatisierte Flüchtlinge zu therapieren, jedoch habe, ihrer Aussage nach, jeder therapierte Flüchtling auch einen Sozialpädagogen an seiner Seite.
Auf unsere Frage, ob man mehr tun müsse, um den Flüchtlingen zu helfen, antwortete sie mit einem klaren Ja. Sie fügte noch hinzu, dass mehr Leute sich mit den Geflüchteten beschäftigen sollten, wenn es auch nur ehrenamtlich sei, damit sie sich mehr willkommen fühlen.
Frau Framhein kritisierte auch die Wohnheime der Geflüchteten, diese seien für die ersten Monate noch akzeptabel, danach sollten die Menschen jedoch mehr Platz haben, in sich zu gehen, selber zu kochen, schlichtweg ein eigenständiges Leben führen zu können.
„Diese Heime sind schrecklich. In der Durchführungsverordnung stand, dass die Unterbringung zur Heimreise motivieren soll.“
Als wir sie speziell auf ihren Beruf als Psychotherapeutin ansprachen, erwähnte sie, dass die häufigste Diagnose eine posttraumatische Belastungsstörung sei; diese könne durch einige Methoden geheilt werden, jedoch dauere dies länger und nicht jedem Flüchtling werde geholfen, da nur etwa 20% der Hilfesuchenden bei Refugio angenommen werden können.
Ihrer Meinung nach liege das Hauptproblem darin, dass die Deutschen sich nicht an die Tatsache gewöhnt haben, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Integration bedeute für sie eine Anpassung an die Gesellschaft, was sie aber als negativ ansieht, da nicht alle so werden müssen wie die Einheimischen.
„Die Menschen sollen so bleiben, wie sie wollen, solange sie sich an das hier geltende Recht halten. Es sollte auch die Sprachkompetenz gefördert und die Zugehörigkeit betont werden, damit das tägliche Miteinander selbstverständlicher wird.“
Das Problem sei, dass beispielsweise afghanische Rechtsanwälte und Schulleiterinnen nur sozial untergeordnete Berufe ausüben können, da sie nicht genug gefordert werden oder weil ihr Schulabschluss nicht akzeptiert wird.
Interview mit Viktor Schenkel
Viktor Schenkel ist der Leiter des Theaters Grenzenlos in München, welches Geflüchtete und Einheimische zusammenbringt und die bestehenden Probleme der Flüchtlingspolitik behandelt.
Er sagt, die Leute müssten realisieren, dass wir in einer globalen Welt leben und dass sein Theater nicht nur die Flüchtlingsthematik behandle, sondern dass es für ihn ein Langzeitprozess sei und er vor allem für Weltoffenheit stehen möchte.
Herr Schenkel hat auch einen seiner Hauptdarsteller, Abdul mitgebracht, welcher selber vor drei Jahren aus Afghanistan geflüchtet ist. Auf unsere Frage was für ihn Heimat sei, antwortete er, dass Heimat für ihn da sei, wo man gut leben kann und wo es keinen Krieg gibt. Er erwähnte auch, dass Afghanistan einmal seine Heimat war, es jetzt aber nicht mehr wäre und er Deutschland als seine neue Heimat anerkennen könne, wenn er wüsste, ob er hierbleiben dürfte.
Im Moment hat Abdul ein Bleiberecht für ein Jahr und muss die Schule mit der Ungewissheit, was in einem Jahr geschehen wird, besuchen.
Dies nimmt ihn auch emotional sehr mit, da er sich Sorgen macht und nicht weiß, ob es Sinn macht, sich jetzt um einen Abschluss zu bemühen, wenn er in einem Jahr eventuell nicht mehr hier leben darf.
„Es wäre einfacher, wenn ich wüsste, ob ich bleiben darf.“
Abdul merkte an, dass soziale Projekte wie das Theater Grenzenlos ihm helfen würden, sich willkommener zu fühlen und dass er auch weiterhin Theater spielen würde, wenn er in eine andere Stadt ziehen müsse oder sogar abgeschoben werden würde.
Nach den zahlreichen Meinungen und Informationen, die wir in den letzten Tagen erworben haben, kommen wir zu dem Schluss, dass es immer noch viele Probleme bei der Integration von Flüchtlingen gibt – falls Integration überhaupt der richtige Begriff ist.
Die größten Probleme sind unter anderem fehlende Vorbereitung auf die kommenden Schwierigkeiten, fehlende Akzeptanz der Gesellschaft und zu wenig Unterstützung für die Geflüchteten.
Lösungsansätze wären mehr Freiwilligenarbeit, Eliminieren der Unsicherheiten der Flüchtlinge, mehr soziale Projekte und Herausfiltern von falschen Informationen, vor allem in den Medien.