Wie ich wurde, was ich bin. How I became what I am
by Helena Probst (2005) Bildungszentrum für Augenoptik und Optometrie, München/Germany on 2024-07-01



The collage entitled "Schritt für Schritt zu deinem Beruf” (Step by step to your profession) was created by the author, who would like to thank Pixabay for the use of the image elements.

 An English version is provided beneath the German one. 


Wie ich wurde, was ich bin.

Anleitungen, deinen Beruf zu finden anhand meines eigenen Beispiels

 

Schritt für Schritt, hört man immer wieder. Geh alles Schritt für Schritt an. Doch was ist der erste Schritt?

 

Der erste Schritt ist, sich Gedanken zu machen, was will ich eigentlich mal machen, oder wenn diese weitgreifende Frage einen überfordert, was will ich jetzt im Moment machen? Wovon kann ich mir vorstellen, dass es mich glücklich macht? Was will ich nicht? Denn auch sich Gedanken darüber zu machen, was man nicht will, hilft. Auch wenn es erst mal widersinnig klingt, dadurch das zu finden, was einen zufrieden mit seiner Berufswahl machen wird.

Aus diesen Gedanken bzw. den Antworten, die man sich selbst auf diese Fragen gibt, entsteht dann ein Bild im eigenen Kopf: beispielweise, dass ich mich nie in einem Großraumbüro sah, sondern in einem kleinen Betrieb, der mich in irgendeiner Art und Weise handwerklich wie auch sozial fordert.

 

Als nächsten Schritt kann man durch dieses Bild, welches man selbst erschaffen hat, sich über die jeweiligen Arbeitsbedingungen und -vorstellungen informieren und herausfinden, welche Berufe es gibt, die genau das erfüllen, was man sich vorstellt. Dies kann man im Internet machen, bei Ausbildungsmessen, auf denen Betriebe sich und ihre Berufe vorstellen, oder auch in Büchern, die verschiedenen Ausbildungsberufe darstellen.

Bei mir entstand durch diese Informationssammlung dann eine Liste. Sie umfasste zehn Berufe, welche ich mir theoretisch als meinen zukünftigen Beruf vorstellen könnte. Mit dieser Liste machte ich mich auf den Weg zur Bundesagentur der Arbeit, womit ich beim nächsten Schritt bin.

 

Der dritte Schritt handelt davon, sich Hilfe zu suchen. Die Hilfestellung ist ein oft schwerer, aber sehr wichtiger Schritt bei der richtigen Berufswahl, weil es einem oft schwerfällt, nach Hilfe zu fragen. Aber dadurch gelangt man zu Informationen, die man alleine nicht bekommen würde. Hierbei handelt es sich darum, dass man sich Hilfe von Menschen holt, die in diesen Berufen tätig sind oder bei den Mitarbeitern der Bundesagentur für Arbeit.

Dabei können einem die Personen, die einen Job ausüben, welcher einen interessiert, praktische Alltagserfahrungen vermitteln und man erhält Informationen, die auf keiner Internetseite zu finden sind. Außerdem können hier hilfreiche Kontakte geknüpft werden, welche für den nächsten Schritt notwendig sind. Bei der Bundesagentur für Arbeit kannst du dich nochmal professionell beraten lassen. Sie stellen einem vielleicht einen Beruf vor, welchen man zuvor nicht in Betracht gezogen hätte, oder sie nennen Ausbildungsbetriebe in der Gegend, bei denen man sich bewerben könnte. Schließlich hat man neue Informationen zu den jeweiligen Berufen und kann dadurch seine Liste auf weniger Berufe reduzieren, was wiederrum bei der endgültigen Entscheidung hilft.

Mein Berater hat mir zum Beispiel auch aufgezeigt, wo sich die Berufsschulen zu den jeweiligen Berufen befinden. Schließlich hat sich meine Liste daraufhin auf drei Berufe reduziert. Nämlich Raumausstatterin, Floristin und Augenoptikerin. Nach der Beratung hat er mir dann Stellenanzeigen für diese drei Berufe für Azubis zukommen lassen.

 

Nun sind wir schon beim vierten und letzten Punkt angekommen. Meiner Meinung nach der wichtigste, um wirklich den richtigen Ausbildungsberuf für sich zu finden. Der Schritt der praktischen Erfahrung!

Das tückische an Berufen ist, dass sie sich theoretisch so perfekt passend anhören können, aber in der Praxis total anders sind. Außerdem unterscheidet sich der gleiche Beruf, je nachdem in welchem Betrieb man diesen ausübt. Genau deshalb sind hier Praktika wichtig.

Durch diese kann man herausfinden, ob der Job auch im realen Leben gut zu einem passt bzw. einen zufrieden macht, oder vielleicht doch nicht. Durch diese Praktika lernt man dann Arbeitsabläufe, typische Tätigkeiten und auch den jeweiligen Betrieb kennen. Letzteres ist perfekt, wenn man ein Praktikum in einem Ausbildungsbetrieb macht. Denn wenn einem der Betrieb, wie auch der Beruf gefällt, kann man sich dort für eine Ausbildung bewerben. Wobei man sich dann keine Sorgen mehr machen muss, dass die Betriebsdynamik nicht zu einem passt oder dass der Chef und die Kollegen nicht nett sind, weil man ja dort bereits Erfahrungen gesammelt hat. Zusätzlich ist ein großer Vorteil, dass einen der Betrieb bereits kennt. Das bedeutet, wenn man positiv auffiel, wird das bei der Auswahl des Azubis sicherlich als Pluspunkt gewertet, den andere nicht vorweisen können.

Ich persönlich habe schon viele Praktika absolviert, jedoch sind für meinen jetzigen Beruf und wie ich ihn gewählt habe nur drei davon in unmittelbare Verbindung damit zu bringen. Mein erstes Praktikum machte ich als Raumausstatterin. Bei diesem Praktikum bemerkte ich, dass mir der Beruf gefällt, ich aber sicher war, dass ich ihn nicht mein ganzes Leben lang ausüben wollen würde. Das zweite Praktikum war eines als Floristin, und auch dort empfand ich das gleiche wie bei meinem ersten Praktikum.

Bei dem letzten Praktikum als Augenoptikerin, stellte ich das Gegenteil fest. Die Tätigkeiten waren vielfältig und der Betrieb gefiel mir auf Anhieb. Aber auch die Arbeit an sich, betreffend die Abwechslung zwischen Kundenkontakt und handwerklichen Tätigkeiten entsprach meinen Vorstellungen. Bereits am dritten Tag meines Praktikums, als ich selbst schon Überlegungen hatte, eine Bewerbung zu schreiben, wurde mir vom Betrieb angeboten, mich zu bewerben ohne, dass ich meine Überlegungen geäußert habe. Damit hatte ich, wie auch der Betrieb den Vorteil, dass wir uns bereits kennengelernt hatten und ich sozusagen schon zur Probe gearbeitet habe.

 

Wichtig zu wissen, ist, dass, wenn einem nach diesen Schritten auffällt, dass einem kein Beruf zusagt, man mit den neu gesammelten Informationen wieder bei Schritt eins anfangen kann. (Was ganz und gar kein Unding ist.) Hier hat man dann einfach weiter die Möglichkeit, seinen Beruf zu finden und dieses Mal sogar mit noch genaueren Vorstellungen.

 

Ich für meinen Teil habe ich mich letztlich für den Beruf der Augenoptikerin entschieden, einen Beruf, der mich begeistert und zufrieden macht. Außerdem bin ich bei dem Betrieb angestellt, in dem ich mein Praktikum gemacht habe, und das seit über neun Monaten!

 

Anfangs versuchte ich es gleich mit Vollgas: Ich habe Bewerbungen geschrieben, woraus nichts wurde, und ich war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal des Berufs der Augenoptikerin bewusst, d.h. dafür habe ich hier noch nicht mal Bewerbungen geschrieben. Genau deswegen hat es sich zumindest bei mir schon mal bezahlt gemacht, dann alles Schritt für Schritt gemacht zu haben. Hinzukommt, dass es ganz essenziell war, alles mit meinem eigenen Tempo gemacht zu haben! Damit verspürte ich weniger Druck, weder von mir selbst noch von der Gesellschaft, weil ich mich einfach nur auf mein eigenes Tempo konzentriert habe und so schlussendlich meine eigene Wahl für meinen Beruf getroffen habe.

 

Ich hoffe, ich konnte wenigstens einer Person mit diesem Bericht helfen und zeigen, dass die Berufswahl einen gar nicht so überwältigen muss, wie es auf den ersten Blick scheint!

 

*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Bericht hauptsächlich das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechtsidentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.

 

 

How I became what I am.

Instructions for finding your profession based on my own example

 

Step by step, you hear over and over again. Take everything step by step. But what is the first step?

 

The first step is to think about what I actually want to do one day, or if this far-reaching question overwhelms you, what do I want to do right now? What can I imagine will make me happy? What don`t I want to do? Because it also helps to think about what you don`t want. Even if it sounds absurd at first, it helps you to find what will make you happy with your career choice.

From these thoughts or the answers, you give yourself to these questions, a picture then emerges in your own head: for example, that I never saw myself in an open-plan office, but in a small company that challenges me in some way, both technically and socially.

 

The next step is to use this image that you have created yourself to find out about the respective working conditions and expectations and to find out which professions exist that fulfill exactly what you imagine. You can do this on the Internet, at training fairs where companies present themselves and their professions, or in books that describe the various training professions.

In my case, this collection of information resulted in a list. It comprised ten professions that I could theoretically imagine. With this list, I made my way to the Federal Employment Agency, which brings me to the next step.

 

The third step is to seek help. Seeking help is often a difficult but very important step in choosing the right career, because it is often difficult to ask for help. But it gives you information that you wouldn`t get on your own. This involves getting help from people who work in these professions or from the staff at the Federal Employment Agency.

People who work in a job that interests you can give you practical everyday experience and provide you with information that you won`t find on any website. You can also make helpful contacts here, which are necessary for the next step. You can get more professional advice from the Federal Employment Agency. They may introduce you to an occupation that you would not have considered before or name training companies in the area that you could apply to. After all, you have new information on the respective professions and can therefore reduce your list to fewer professions, which in turn helps with the final decision.

For example, my advisor also showed me where the vocational schools for the respective professions were located. In the end, my list was reduced to three professions. These were interior decorator, florist and optician. After the consultation, he then sent me job advertisements for these three professions for trainees.

 

This brings us to the fourth and final point. In my opinion, this is the most important point to really find the right apprenticeship for you. The step of practical experience!

The tricky thing about professions is that they can sound so perfectly suitable in theory but are totally different in practice. What`s more, the same job differs depending on which company you work in. This is precisely why internships are important.

They allow you to find out whether the job is a good fit for you in real life or whether it will make you happy, or perhaps not. These internships allow you to get to know work processes, typical activities and the company in question. The latter is perfect if you do an internship in a training company. Because if you like the company and the job, you can apply for an apprenticeship there. And then you no longer have to worry that the company dynamics won`t suit you or that the boss and colleagues won`t be nice because you`ve already gained experience there. Another big advantage is that the company already knows you. This means that if you stand out positively, this will certainly be seen as a plus point when selecting an apprentice, which others cannot offer.

Personally, I have already completed many internships, but only three of them are directly related to my current profession and how I chose it. I did my first internship as an interior decorator. During this internship, I realized that I liked the job, but I was sure that I wouldn`t want to do it for the rest of my life. The second internship was as a florist, and I felt the same way there as I did during my first internship.

During the last internship as an optician, I found the opposite to be true. The activities were varied, and I liked the company straight away. But the work itself, in terms of the variety between customer contact and manual work, also met my expectations. On the third day of my internship, when I was already thinking about writing an application, the company offered me the opportunity to apply without me having to express my thoughts. This gave me, as well as the company, the advantage that we had already got to know each other and I had already worked on a trial basis, so to speak.

 

It is important to know that if you realize after these steps that you don`t like any of the professions, you can start again at step one with the new information you have gathered. (Which is not a bad thing at all.) Here you simply have the opportunity to find your profession again, this time with even more precise ideas.

 

For my part, I ultimately decided on the profession of optician, a profession that inspires and satisfies me. I am also employed by the company where I did my internship and have been for over nine months!

 

In the beginning, I tried it at full throttle: I wrote applications, which didn`t work out, and I wasn`t even aware of the profession of optician at the time, i.e. I didn`t even write any applications for it. That`s exactly why it paid off, at least for me, to have done everything step by step. What`s more, it was essential that I did everything at my own pace! I felt less pressure, neither from myself nor from society, because I simply concentrated on my own pace and ultimately made my own choice for my career.

 

I hope I was able to help at least one person with this report and show that choosing a career doesn`t have to be as overwhelming as it seems at first glance!

 

*For reasons of better readability, the generic masculine is mainly used in this report. Female and other gender identities are explicitly included where this is necessary for the statement. (Author`s note on the German text version)