Treffen mit einer Klasse jugendlicher Flüchtlinge
by Konrad Zinner (2000) Gisela-Gymnasium, München/Germany on 2016-11-27



Jeden Tag fliehen mehrere tausend Menschen über Deutschlands Grenze um Zuflucht in unserem Land zu suchen. Was bewegt diese Menschen und welche Hoffnungen ermunterten sie, eine Reise in eine völlig fremde Kultur zu unternehmen? - Wir haben sie gefragt!

Am Mittwoch, den 9. Dezember bot sich dem neugegründeten Wahlkurs Interkulturelle Kompetenz des Gisela-Gymnasiums München die Chance eines Gesprächs mit jugendlichen Flüchtlingen aus verschiedensten Kulturen durcheinen Besuch der Klasse 9ü+ der Mittelschule an der Ridlerstraße, die ausschließlich aus Asylanten besteht. Wir, die wir uns schon seit längerem mit diesem hochbrisanten Thema der Flüchtlingskrise auseinandersetzten, ergriffen diese Möglichkeit des direkten Dialogs sofort.

München, Schwabing, 12:35h: Wir stehen vor Raum 1.22, wo laut Herr Thiel, der Leiter unseres Wahl- Kurses, die Veranstaltung stattfinden sollte: Keiner da! 10 Minuten später finden wir heraus, dass die Veranstaltung bereits seit fünf Minuten im Mehrzweckraum im Gange sei: Na, Toll! Mitten in der Begrüßung der Lehrerin der 9ü+ fielen wir ein. Herr Thiel, der bereits anwesend war, betrachtete indes entspannt das Geschehen und fragte uns warum wir erst so spät erschienen: Mann, mann mann. Herr Hüttenbrenner sprang sofort auf und eilte uns zur Hilfe und besorgte uns Stühle aus dem Nebenzimmer.

Nachdem wir unsere Plätze eingenommen hatten und etwas Ruhe im Raum einkehrte, begannen die Schüler der 9ü+ sich und ihre Herkunftsländer in Präsentationen vorzustellen. Es folgten Vorträge über Syrien, Nigeria, Äthiopien, Eritrea und Somalia. Jeder erklärte etwas über die Bedeutung der Staatsflagge, seine Heimatstadt und kulturelle Besonderheiten. Was uns schon zu diesem Zeitpunkt überraschte, war wie gut die teilweise erst seit ein bis zwei Jahren in Deutschland lebenden Schüler die deutsche Sprache beherrschten.

Nach den Präsentation enteilte sich die Zuhörerschaft in Kleingruppen auf. Diese schlossen sich mit jeweils einem Schüler der Übergangsklassen zusammen und es wurden Fragen gestellt. Es herrschte eine sehr gemütliche Atmosphäre, die durch die bereitgestellten Snacks verstärkt wurde, welche aber auch bei Herr Thiel rege Beliebtheit erlangten: Räusper! Wir waren in der Gruppe mit einem sehr sympathischen Jungen aus Nigeria. Sein Name war Clinton Akhadia, 16 Jahre alt und hochmotiviert. Jeden Morgen fahre er mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und im Sommer sogar gerne mit dem Fahrrad zur Schule. Wir stellen ihm im Rahmen unseres Interviews einige Fragen. Zuerst wollten wir wissen, warum und wie er floh. Er erzählte uns von den Zuständen in seinem Heimatland: Nach seiner Einschätzung gibt es zwar Reichtum und Wohlstand, jedoch wissen jene nicht, wie sie den Staat mit ihrem Geld unterstützen können. Es herrsche viel Korruption, es gäbe keine gute Schulbildung und seine Zukunftswünsche würden nicht erfüllt Deshalb sei er geflohen. Allerdings nicht auf die „Flüchtlingsart“, wie er es nannte, sondern„normal“ mit dem Flugzeug. Er berichtete, dass er hier in Deutschland Familie habe und auch hier wohne. Er habe zwar Heimweh, jedoch sei er hier sehr zufrieden und freut sich darauf seinen Traumberuf Automechaniker oder Arzt zu verwirklichen. Er hätte sich gewünscht schon früher nach Deutschland gekommen zu sein, da er sich dann mit dem Erlernen der deutschen Sprache leichter getan hätte, er habe im Moment nicht wirklich viele Hobbies, da er seine Freizeit sehr viel damit verbringt, deutsche Grammatik und Mathe zu lernen. Trotz sehr guter schulischer Leistungen und starkem Ehrgeiz erlauben ihm seine Eltern noch nicht, in eine „normale“ Klasse über zutreten. Abgesehen davon fühlt er sich sehr gut behandelt und unser Gespräch wurde mit einer Einladung aller Teilnehmer der Aktion zu einem Besuch in deren Schule eingeladen. Diese werden wir natürlich gerne annehmen und euch auch nächstes Mal wieder davon berichten.

Wahlkurs Interkulturelle Kompetenz 2015 Vincent, Theresa und Konrad